Audiologie & Pädaudiologie

Sind Teilbereiche des komplexen Hörvorgangs durch pathologische Veränderungen gestört, kann dies zu unterschiedlichen Formen der Schwerhörigkeit führen.

Periphere Hörstörungen

Man unterscheidet periphere Hörstörungen, die also das Außen-, Mittel- und Innenohr betreffen, von zentralen Hörstörungen (bei organischen Veränderungen) sowie zentral auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS), die den Hörnerven, die Kerngebiete des Hirnstammes oder aber die Verarbeitungszentren des Großhirns betreffen.

 Eine Beeinträchtigung des Schalleitungsapparates im Bereich des äußeren Gehörgangs und/oder des
 Mittelohres führt zu einer Schalleitungsschwerhörigkeit (SLS). Diese stellt eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern dar, kann jedoch in der Regel durch medikamentöse (Nasentropfen) oder operative Therapien (z.B. Paukenröhrcheneinlage) wirkungsvoll behandelt werden.

 Eine Schädigung der Haarsinneszellen im Innenohr führt zu einer Schallempfindungs-Schwerhörigkeit (SES) des Innenohres. Auf 1000 Neugeborene (Normalgeburten) muss mit etwa 1-2 Kindern mit einer dauerhaften SES gerechnet werden, die mit Hörgeräten oder auch Cochlea Implantaten (CI) frühzeitig wirkungsvoll versorgt werden sollten. Häufig sind bei Kindern auch kombinierte

Schwerhörigkeitsformen (SLS und SES) zu finden. Besonders in den sensiblen Phasen der Hör- und Sprachentwicklung bei Kindern in den ersten zwei Lebensjahren können periphere Hörstörungen, die nicht rechtzeitig behandelt werden, zu Sprachentwicklungsstörungen und damit einhergehend zu einer Beeinträchtigung der Gesamtentwicklung der Kinder führen.

Zentrale Hörstörungen

Sind die Verarbeitungsprozesse der zentralen Hörbahn, z.B. durch organisch nachweisbare Schädigungen am Hörnerven (z.B. Akusticusneurinome), Schädigungen der Impulsfortleitung durch demyelinisierende Prozesse (z.B. multiple Sklerose), Durchblutungsstörungen auf Hirnstammebene (vertebrobasiläre Insuffizienz) oder durch Schlaganfall gestört, spricht man von zentralen Hörstörungen. Diese lassen sich insbesondere durch objektive diagnostische Verfahren, wie z.B. bildgebende Verfahren (CT, MRT) und spezielle Hörprüfverfahren (OAE, ERA) eingrenzen.

Sprachentwicklungsstörungen

Ein gestörter Spracherwerb oder eine fehlerhafte Sprachentwicklung kann bei Kindern Ausdruck einer Hörstörung sein, die sich als geringer Wortschatz oder als Problem der Artikulation, Grammatik oder Satzsyntax manifestiert.

Die Phase des "Spracherwerbs" folgt direkt dem Lautieren und wird für gewöhnlich ab dem 12. Lebensmonat erwartet. Zwei- bzw. Mehrwortsätze können dann ab dem 18.-24. Lebensmonat folgen. Bei Kindern, die von diesem groben Schema abweichen, könnte ursächlich eine Hörstörung vorliegen.

Ungefähr 1 von 100 Kindern leidet unter einer frühkindlichen Hörstörung. Neben der mangelhaften Sprachentwicklung können folgende eine inadäquate Reaktion auf akustische Reize, eine sog. fehlende "zweite Lallphase" oder allgemeine Verhaltensauffälligkeiten Hinweise auf eine Hörstörung sein. Eine Reihe von Risikofaktoren gibt dem Arzt weitere Hinweise dafür, ob eine Hörstörung wahrscheinlich ist und weiter abgeklärt werden sollte.

Hörteste kann man bei Kindern jeden Alters durchführen. Hierbei gilt das die Testgüte der subjektiven Hörtests meist mit dem Alter der Kinder ansteigt. In diesem Fall greifen objektive Untersuchungsmethoden, die auch bei Neugeborenen bereits sichere Aussagen über das Hörvermögen ermöglichen.

Wenn Sie mit Ihrem Kind in unsere pädaudiologische Sprechstunde kommen, wird in einem ersten Schritt mittels verschiedener Test und einer ärztlichen Untersuchung zunächst das Hörvermögen abgeklärt. Die Diagnose einer Sprachentwicklungsverzögerung muss in den meisten Fällen durch eine Sprachheilpädagogin gestellt werden, so dass in Einzelfällen ein Folgetermin nötig wird.

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)

Sind zentrale Prozesse des Hörens, wie z.B. das Richtungshören oder die Spracherkennung im Störschall, funktionell beeinträchtigt ohne dass eine periphere Hörminderung nachweisbar ist, kann eine zentral auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung vorliegen (AVWS). Nach Definition der American Association of Bioacoustic and Hearing spricht man von zentrale auditiven
 Verarbeitungsstörungen (auditory processing disorder, APD), wenn Defizite in einer oder mehreren zentral-auditorischen Verarbeitungsprozessen nachweisbar sind, die für folgende psychoakustische Leistungen verantwortlich sind:

  • Schallokalisation und -lateralisation, auditive Diskrimination, auditive Mustererkennung
  • zeitliche Aspekte des Hörens einschließlich zeitlicher Auflösung , zeitliche Maskierung und Integration, zeitliche Ordnung
  • auditive Wahrnehmung bei konkurrierenden Signalen und bei reduzierten akustischen Signalen.

Eine isolierte AVWS ist extrem selten und auch schwer zu diagnostizieren, da es nur wenige sichere Testverfahren gibt, um die auditiven Verarbeitungsprozesse bei Kindern zu überprüfen. Insbesondere die Ergebnisse subjektiver Hörprüfungen bei Kindern sind stark von der Aufmerksamkeit, Intelligenz und den Gedächtnisleistungen abhängig. Bis heute wird es kontrovers diskutiert, ob z.B. die Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) oder das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADHS) mit Störungen der auditiven Verarbeitung und Wahrnehmung zusammenhängt.

Priv.-Doz. Dr.--Lang-Roth-Ruth
Priv.-Doz. Dr. Ruth Lang-Roth

 Leitung Phoniatrie und Pädaudiologie und Cochlear Implant Zentrum

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Prof. Dr. rer. nat. Martin Walger

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