Das Humane Papillomavirus (HPV) ist vielen vor allem im Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs bekannt. Doch die Viren – insbesondere der Hochrisiko-Typ HPV-16 – können auch andere Krebsarten auslösen, darunter die oropharygealen Plattenepithelkarzinome (OPSCC) – also Tumoren im Bereich des hinteren Drittels der Zunge und des Rachens. Betroffen sind von diesen Tumoren überwiegend Männer. Tatsächlich lassen sich in Deutschland bereits mindestens die Hälfte der Oropharynxkarzinome auf HPV zurückführen. Die Inzidenz der HPV-OPSCC ist in den Industrienationen über die vergangenen Jahre stetig angestiegen. In den USA haben diese Karzinome das Zervixkarzinom bereits überholt.
„Auch in Köln liegt der Anteil der HPV-assoziierten OPSCC bereits bei über 70 Prozent und die korrekte Bestimmung des HPV-Status hat signifikante Auswirkungen auf die Prognose. Bisher wurde die HPV-Assoziation im Rahmen des Tumorstagings nur mittels eines Surrogatmarkers, der p16 Immunhistologie, bestimmt. Die Ergebnisse eines multinationalen Konsortiums mit 7.654 eingeschlossenen Patienten zeigen nun aber, dass eine zusätzliche HPV-Testung notwendig ist, um die Prognose richtig einzuschätzen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Jens Peter Klußmann, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde an der Uniklinik Köln.
Dies hat für zukünftige Strategien der Therapie-Deeskalation bei Patienten mit HPV-assoziierten OPSCC große Bedeutung. „Unsere Arbeitsgruppe befasst sich seit Jahren intensiv mit der Abgrenzung dieser neuen Tumorentität im Kopf-Hals-Bereich. Durch Einschluss der gut charakterisierten Patientenkohorten mit über 900 Patienten aus Gießen und Köln wurde diese Studie mit ermöglicht“, so Dr. Nora Würdemann, Arbeitsgruppe HNO-Tumore.